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Traurig nehmen wir Abschied von Karl Oberholzer-Scherrer


Schwinger Kari Oberholzer gestorben

In Dübendorf ist am Montag, 27. Januar 2020 der in Uznach aufgewachsene einstige Spitzenschwinger und Funktionär Karl (Kari) Oberholzer-Scherrer nach kurzer Krankheit im 84. Altersjahr verstorben. Er gehörte in den 50er und 60er Jahren als fünffacher Eidgenosse und 27facher Kranzfestsieger zu den ganz «Bösen» im Lande und blieb mit genau 100 Kränzen bis heute der erfolgreichste Schwinger im Rapperswiler Verband.

Mit Karl Oberholzer verliert die Schwingerzunft einen Schwinger und Kameraden, der schon im Sägemehl durch seine Fairness, seine sportliche Einstellung und seine sprichwörtliche Bescheidenheit auffiel. Im Rebenretsch in Uznach mit sechs Brüdern aufgewachsen lernte er auf der Wiese vor seinem Elternhaus die Kunst des Schwingens, die er in den nächsten Jahren stetig weiterentwickelte. Nach der Schulzeit machte der gross gewachsene Bauernbub die Lehre als Maurer und arbeitete sich als Polier und Bauführer in dieser Branche hoch. Nach der Heirat mit Leonie Scherrer vom Gemsli in Uznach zog die junge Familie mit ihren beiden Kindern Karl und Nelly ins Züribiet, wo sie später an der Buenstrasse in Dübendorf ihr Eigenheim beziehen konnten. Trotz diesem Domizilwechsel, blieb Kari seinem Schwingverband Rapperswil als Aktiver und Funktionär, u.a. als Aktuar, Technischer Leiter, Präsident und langjähriger Festwirt am Rickenschwinget treu und bis zu seinem Tod besuchte er alle Anlässe in seinem Stammclub, meistens in Begleitung seiner Frau Leonie. $


Zwei Schlussgänge auf eidgenössischem Boden!

Schon in jungen Jahren begann der technisch vielseitige Sennenschwinger seine Siegesserie mit insgesamt 27 Kranzfestsiegen. Dazu stand er noch 26 Mal im zweiten Rang, oft hinter seinem grossen Rivalen Karl Meli, mit dem er auch den Schlussgang am Eidgenössischen 1961 in Zug verlor. Leider musste er auch am Kilchbergerschwinget 1957 gegen den Berner Hans Münger unten durch, vor allem weil er mit einem Wettkampf-Gewicht von rund 90 kg den grossen Brocken körperlich unterlegen war, dies aber mit einer selbst entwickelten Technik und grosser Spannkraft wieder mehr als wettmachte. Rund hundertmal erreichte er damit den Schlussgang und gewann nebst den Kranzfesten auch mehr als fünfzig Regional- und Verbandsfeste, u.a. siegte er neun Mal am Rapperswiler Verbandsfest. Bis heute wohl unerreicht war sein technisches Repertoire, das alle Standschwünge vom Kurz bis zum Hüfter Uebersprung, Gammen, usw. beinhaltete. Dazu kamen seine Spezialitäten, der Fussstich, der Kniestich, der Armzug-Seitfallwurf, das Tannerschwüngli und noch einiges mehr an Finten und Griffen, die man heute leider kaum mehr sieht.


Bilderbuchkarriere bis ins Zentralkomitee des ESV

Noch als Aktiver führte er den Rapperswiler Verband als Präsident und war gleichzeitig zehn Jahre lang Technischer Leiter des St.Galler Kantonalverbandes, etwas, das man sich heute kaum mehr vorstellen kann! Trotz seiner hohen beruflichen Belastung als Bauführer in der Region Zürich ging seine Karriere am grünen Tisch weiter im NOS-Verband, von 1980 bis 1984 als Technischer Leiter und anschliessend Präsident. Von Amtes wegen durfte er in dieser Zeit auch im Zentralkomitee des Eidg. Schwingerverbandes Einsitz nehmen und betreute dort das Ressort Finanzen.

Mit Kari Oberholzer verliert nicht nur seine Familie ein Vorbild mit grossem Herzen, auch die Schwingerwelt trauert um einen Grossen. Trotz all seinen Erfolgen im Sägemehl bleibt uns aber Karl Oberholzer vor allem wegen seiner Bescheidenheit, seiner treuen Kameradschaft, seiner Hilfsbereitschaft und seiner Güte in allerbester Erinnerung.

Gi. 30.01.2020

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