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Dominik Oertig ist Eidgenosse!


Nach 1961 fand das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest heuer wieder in Zug statt. Damals kämpfte sich der Uzner Karl Oberholzer in den Schlussgang gegen Karl Meli. Doch der Winterthurer bodigte nach zweieinhalb Minuten durch einen Kurzzug den grossgewachsenen Gasterländer. Oberholzer platzierte sich damals auf dem dritten Rang und konnte sich das begehrte Eichenlaub zum zweiten Mal nach 1958 in Freiburg vor 25'000 Zuschauern aufsetzen lassen.

58 Jahre später und vor 31'500 Zuschauern mehr, ist dies ebenfalls einem Uzner gelungen. Nach einer Durststrecke von sechs Jahren als zuletzt Reto Holdener in Burgdorf für die Rapperswiler den Eidgenössischen Kranz erhielt, hatte es der Verband schwer. Mit dem Rücktritt von Martin Glaus fehlte dem Team das Zugpferd. Mit Dominik Oertig hat nun der Bezirk See und Gaster verdient einen neuen Captain! Oertig zeigte bereits in Estavayer-le-Lac und in den darauffolgenden drei Jahren, dass er auch mit den ganz «Bösen» sehr gut mithalten kann. Zu Beginn des Festes bodigte der gelernte Landwirt den Westschweizer Antoine Ducry mittels Hüfter. Eidgenosse Philipp Gloggner und Innerschweizer Nachwuchshoffnung Jonas Brun stoppten den versierten Rapperswiler daraufhin mit je einer Niederlage. Im letzten Gang des ersten Tages, stand dem 23-jährigen Michael Bricker gegenüber. Oertig versuchte mehrere Hüfterversuche und besiegte seinen Gegner zum Schluss, jedoch leider zwei Sekunden nach Ablauf der Zeit, woraufhin er sein erstes Remis verzeichnen musste.

Am Sonntagmorgen lief es dann besser. Über die starken Innerschweizer Pascal Nietlispach und Remo Beschart konnte sich der frisch Verlobte Oertig einen Sieg jeweils mit der Note 9.75 auf seinem Notenblatt verzeichnen lassen. Gegen Roger Erb fand er aber kein Rezept. Der Nordwestschweizer wehrte jegliche Angriffsversuche sofort ab, sodass nach den angesagten acht Minuten Schwingzeit beide jeweils mit der Note 9 den Platz verliessen. Im alles entscheidenden letzten Gang wusste Oertig, dass ihm nur die Maximalnote zum Kranz verhelfen kann. Toni Kurmann schenkte dem 185cm grossen Landwirt allerdings nichts. Immer wieder versuchte Oertig mit Hüfter sein Ziel zu erreichen. Genau wie 2010 in Frauenfeld Martin Glaus mit Armzug und 2013 in Burgdorf Reto Holdener, zermürbte er seinen Gegner die ganze Gangdauer durch, bis ihm in der letzten Minute mit einem Plattwurf aus dem Bilderbuch der Siegeszug gelang! «Mein Ziel war von Anfang an, den Kranz zu gewinnen. Heute ist alles aufgegangen, was die ganze Saison nicht funktioniert hat, es ist das Nonplusultra! Ich weiss was ich investiert habe und dieser erste eidgenössische Kranz entschädigt alles». Ein Geheimrezept habe er aber nicht. Doch dass der Neueidgenosse das ganze Festareal schon bestens kannte, da seine Partnerin aus Sins stammt, habe ihm sehr geholfen: «Ich konnte bei meinen Schwiegereltern in spe schlafen und erhielt dadurch etwas mehr Ruhe, was mir sicherlich geholfen hat».

Trotz riesiger Freude über seinen neuen Titel blieb der Uzner allerdings auf dem Boden und meinte: «Mit der Einteilung bin ich zufrieden, ich hatte diesmal das Glück auf meiner Seite. Ich kann nur die gewinnen, die mir zugeteilt werden».

Für den Schwingverband Rapperswil und Umgebung ist dieser Kranzgewinn nach einer langen Durststrecke wahrlich Gold wert!

Pirmin Gmür nach sechs Gängen ausgeschieden

Nicht ganz so gut wie seinem gleichaltrigen Verbandskollegen Oertig lief es dem Ammler Pirmin Gmür. Er erreichte nach einer Niederlage gegen den späteren Berner Neueidgenossen Fabian Staudenmann im Anschwingen, einem Sieg durch seinen Spezialschwung Münger über Roland Kälin und zwei gestellten mit André Muff und Dario Gwerder zwar den Ausstich für den Sonntag. Durch zwei weitere gestellte Gänge in denen Gmür zwar sehr gut verteidigte aber kein Siegesrezept fand, fiel er vorzeitig aus der Endausmarchung. So musste der junge Landwirt das Fest nach sechs Gängen beenden. «Für mich war es schön, überhaupt dabei zu sein. Leider verlief das Fest nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Trotz allem ist es eine weitere schöne Erfahrung und ich kann für meine Zukunft wieder neue Ziele setzen».

Riget Tobias im Verletzungspech!

Der Schänner Tobias Riget musste nach der Halbzeit in Zug forfait geben. Der von Verletzungen geplagte Senne, sagte im vorherein bereits: «Ich werde am ESAF antreten, jedoch nur mit schmerzstillenden Medikamenten». Riget verletzte sich einige Wochen vor dem Saisonhöhepunkt an der Rippe und liess einige Feste, so auch das Heimspiel auf dem Ricken aus.

Der technische Leiter der Rapperswiler Schwinger meinte noch kurz vor dem Fest: «Ich denke, Pirmin Gmür, Dominik Oertig und ich sind alle fähig um acht Gänge zu absolvieren. Der Start wird aber eminent wichtig sein». Doch leider genau da verspürte er selbst im Anschwingen gegen den Innerschweizer Teilverbandskranzer Reto Fankhauser «ein Zwicken im Knie» und entschied sich, trotz sofortiger Behandlung, dass es für ihn keinen Sinn mehr macht, weiter zu kämpfen. «Der Arzt hat mir am Samstagabend erklärt, dass es ein zu grosses Risiko ist, um weiter zu schwingen. Meine Bänder sind zu instabil und ich habe auch sehr grosse Schmerzen. Daraufhin musste ich einsehen, dass es nicht klug ist, wenn ich weiter schwinge», so der 27-jährige.

Dass es dem gelernten Logistiker nicht recht lief, sah jeder, welcher Riget schon in Höchstform kämpfen sah. Nach dem gestellten Gang gegen Reto Fankhauser, stellte er ebenfalls gegen Thomas Inniger und gewann Fabian Arnold. Mario Thürig hiess der Gegner des letzten Kampfes, welcher Riget noch bestritt. Der Nordwestschweizer Eidgenosse würde Riget eigentlich als Gegner «in die Hand passen». Trotz perfekten Verteidigungskünsten, konnte er im Offensivbereich keine Akzente setzen. Der aktive Gang endete gestellt.

Text:: Franziska Giger

Bilder: Florian Riget & Lorenz Reifler


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